Berkshire - schwarzes Schwein mit nobler Blesse

06. Feb. 2024

Aufbau eines Herdebuchs für die Rasse Berkshire

Seit 2023 koordiniert die HBLFA Raumberg-Gumpenstein den Aufbau einer kleinen, organisierten Zucht des englischen Berkshire-Schweins, das sich vor allem durch eine extrem gute Fleischqualität und sehr ruhigen Charakter auszeichnet (dazu unten mehr). Die PIG Austria wurde hier als Partner hinzugezogen, um die technischen Grundlagen für die Herdebuchführung und Zuchtarbeit zu liefern.

Dafür wurden bereits vor einigen Jahren Vorarbeiten mit der Anschaffung des ersten Ebers RANDY (1-4-9058)  im Institut für biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere in Thalheim/Wels getroffen, sowie mit dem Projekt BERKIE, in dem diese Anstrengungen organisiert wurden (siehe hier).

Berkshire - schwarzes Schwein mit nobler Blesse

Nora Durec, HBLFA Raumberg-Gumpenstein

Längst nicht mehr „nur“ weiße Schweine finden ihren Platz in den Stallungen heimischer Landwirt:innen. Besonders direktvermarktende Betriebe suchen aktiv nach Schweinefleisch mit besonderen sensorischen Eigenschaften. Der perfekte Zeitpunkt um eine alte, wenn auch nicht heimische, Schweinerasse für die Vermarktung zu etablieren.

Alte Rasse neu entdeckt

Was genau macht das Berkshire-Schwein für die Direktvermarktung so interessant? In erster Linie muss die besondere Fett-, aber auch exquisite Fleischqualität der alten englischen Schweinerasse hervorgehoben werden. Zwar ist das Berkshire-Schwein aufgrund seines niedrigen Magerfleischanteils klar als „Fettrasse“ deklariert, jedoch zeichnet sich das Fleisch durch die zarten Fasern und das Fett durch spezielle Fettsäuremuster aus. Wer schon einmal in den Genuss einer Scheibe Berkie-Speck oder einer, wenngleich kleinen Scheibe Berkie-Braten gekommen ist, wird dies bestätigen: der Geschmack ist unvergleichlich!

Liebenswertes Berkshire-Schwein

Neben seinen besonderen Eigenschaften bezüglich der Fleischqualität überzeugen die „Berkies“ auch mit ihrem sanftmütigen Charakter. Sie zeichnen sich durch ein entspanntes und freundliches Wesen aus, sind einfach im Umgang und unkompliziert im Handling. Dies kommt vor allem Hobbyhalter:innen ohne langjährige Erfahrung mit der Haltung von Schweinen zugute. Auch als sogenannter Such-Eber können männliche, unkastrierte Berkies aufgrund ihrer Sanftmütigkeit eingesetzt werden. In jedem Fall sind die schwarzen, tonnenförmigen Schweine mit ihrem kurzen Rüssel und den dunkeln Augen ein Blickfang.

 

Praktische Überlegungen zu einem nachhaltigen Erfolg

Martin Bauer, PIG Austria

Rasseeigenschaften und Haltung

Das Berkshire-Schwein zeichnet sich durch einen eher klein- bis mittelrahmigen Körperbau aus, ist relativ kurzbeinig, und trotz feinen Knochen stabil im Fundament. Es ist am ganzen Körper schwarz außer der Rüsselscheibe, den Fesseln und dem Schwanz. Durch seinen extrem angenehmen Charakter ist es in der Haltung (v.a. Bio oder jedes ähnliche freie Haltungssystem) sehr umgänglich. Eine Herausforderung ist die Rauscheerkennung, die ist nach derzeitigen Erfahrungen sehr schwierig. Oft ist es notwendig, rein nach Zeit ‚blind‘ zu besamen (obwohl der Erfolg trotzdem nicht schlecht ist), oder Natursprung zu nutzen.

Nutzung, Fleischausbeute und Vermarktung

Berkshire ist in der Reinzucht klar ein Fettschwein, obwohl es hinsichtlich Fleisch/Fett-Anteil nicht so extrem ist wie z.B. die Rasse Mangaliza. In der Hinsicht steht es irgendwo zwischen Mangaliza und Edelschwein/Landrasse. Obwohl es am Rücken starke Fettauflagen bildet, ist der Bauch interessanterweise relativ fleischig und wirkt nicht, als ob er von einer Fettrasse stammt. Trotz allem sind reine ‚Berkies‘ eher dann interessant, wenn ich eine gute Vermarktung für Speck-/Fettprodukte oder sehr fettreiche Fleischteile habe.

Für eine bessere Ausbeute in der (Direkt-)Vermarktung ist derzeit der naheliegendste Ansatz, mit Berkshire-Sauen und einem fleischstarken Pietrain-Eber eine Kreuzungsmastsau zu erzeugen. Mit PI als Vaterrasse steigt die Karreefläche und Schinkenfülle deutlich, und trotzdem bleibt immer noch ein starker Effekt der guten Fett- und Fleischqualitäten des Berkshire vorhanden. Außerdem kommen bei Nutzung der Berkshires als Sauen die angenehmen Charaktereigenschaften und die Mütterlichkeit der Rasse zum Tragen. All zu viele Ferkel darf man sich nicht erwarten, aber 8-12 Ferkel sind trotzdem drin, und die haben meist sehr gute Überlebenschancen.

 

Weitere Infos – wo gibt es die „Berkies“?

Mittlerweile gibt es drei Herdebuch-Zuchtbetriebe dieser Rasse, die versuchen, eine kleine, nachhaltig stabile Population aufzubauen. Weitere Interessenten an der Herdebuchzucht sind natürlich auch willkommen. Wer an Masttieren, Zuchtferkeln oder Jungsauen für die eigene Produktion interessiert ist, darf sich gerne bei einem der drei Züchter melden (Berkshire-Züchter).

Für weitere Infos ist die HBLFA Raumberg-Gumpenstein, Institut für biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere der erste Ansprechpartner – oder die beiden anderen Zuchtbetriebe Vielhaber in 4175 Herzogsdorf und Asamer in 4060 Leonding.

HBLFA Raumberg-Gumpenstein
Institut für biologische Landwirtschaft und Biodiversität der Nutztiere

Austraße 10

4600 Thalheim/Wels

Tel.: 07242/47011

nora.durec@raumberg-gumpenstein.at

markus.gallnboeck@raumberg-gumpenstein.at

 

 

 

Bilder: Sarah Massak-Bachbauer, HBLFA Raumberg-Gumpenstein